Rumkommen

Reisegeschichten

Der vorerst letzte Segeltörn

Jul 172017

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Aldo und ich schipperten entlang der Insel Roatán. Wirklich verlässliche Seekarten hatten wir nicht für die Küste, also mussten wir mit den Augen ausmachen, wo wir anlegen können. Wir entdeckten eine Bucht mit einem sehr schmalen und flachen Eingang. Glücklicherweise hatte die Still Free nicht zu viel Tiefgang, sodass wir sicher am Dock anlegen konnten.

Es sah aus wie ein großes Ferienresort. Die Häuser waren alle makellos, einige gerade kurz vor der Fertigstellung. Hier wurde eine Menge Geld investiert. Um einzuklarieren, mussten wir bis zum anderen Ende der Insel fahren. Das ging aber nur mit einem Taxi, dem einzigen öffentlichen Verkehrsmittel, das von dem Resort Parrot Tree zur Hauptstraße fuhr. Und bei einer Strecke von 40 min war der Preis nicht billig. Zuerst ging es durch ein paar Hügel mit riesengroßen Villen, die teilweise sogar private Hubschrauberlandeplätze besaßen. Was für ein großer Kontrast zum eigentlich recht armen Honduras.

Unser Fahrer Nyers erklärte uns einiges über die kulturellen Unterschiede der Insel zum Festland. Zunächst einmal ist hier die Mehrheit der Bevölkerung schwarz und spricht englisch. Außerdem wird Roatán von vielen Kreuzfahrtschiffen angesteuert und lockt somit die typischen Karibik-Touristen an. Die Insel (zusammen mit dem kleinen Nachbareiland Utila) ist ein Paradies für Taucher. Viele reiche Ausländer haben hier ihr Sommerhaus an der Küste stehen. Dadurch ist der Lebensstandard höher als auf dem Festland, es gibt weitaus weniger Kriminalität und die Honduraner verdienen hier bedeutend mehr. Für mich fühlte es sich an wie ein aufgeräumtes Jamaika ohne Marihuana.

Eigentlich wollten wir ja nur zwei Tage bleiben, um den Sturm abzuwarten und dann gleich wieder aufzubrechen. Daraus wurde aber nichts. Den honduranischen Behörden hat es nicht gefallen, dass wir uns beim Einklarieren nicht im Büro des Hafenmeisters angemeldet hatten. Diese Information hat uns das Migrationsamt in Coxen Hole (die Stadt heißt wirklich so!) trotz mehrmaligem Nachfragen nicht gegeben, unsere Aufenthaltserlaubnis als Touristen aber trotzdem mit einem Stempel im Pass abgesegnet. Als wir dann ausklarieren wollten, um weiter zu segeln, kam das große Drama. Insgesamt mussten wir vier weitere Tage warten, nur um die nötigen Papiere auszufüllen, die dann von Amt zu Amt zur Prüfung geschickt wurden. Nicht mal Aldos vorsichtiger Bestechungsversuch ("Wir können Ihnen auch gern mit einer Unterstützung entgegen kommen") hat etwas gebracht. Eigentlich ist das ja ein gutes Zeichen für den Korruptionsgrad eines Staates. In diesem Fall hätten wir aber gern auf die politische Korrektheit verzichtet, um unser perfektes Wetterfenster abpassen zu können.

Eingeschlossen im Paradies - so kam mir die Zeit auf Roatán vor. Wir konnten auch kaum die Insel erkunden, da all unser Geld für die Taxifahrten nach Coxen Hole drauf ging. Jeden Tag mussten wir von neuem erscheinen, um irgendeinen sonderbaren Wisch zu unterschreiben oder bereits zehn mal kopierte Papiere noch einmal einzureichen.

Dann endlich ging es los. Anker lichten und auf nach Guatemala! Doch nach einigen Stunden Fahrt zeichnet sich auch schon ab, dass wir nun endgültig unser gutes Wetterfenster verloren haben. Normalerweise kommt der Wind in der Bucht von Honduras fast immer von Osten. Ausgerechnet wenn wir segeln allerdings nicht, sondern von Westen, also von vorn. Zwar bläst er nicht besonders stark, aber es reicht aus, um uns so in die Quere zu kommen, dass wir mit voller Kraft gerade mal zwei Knoten Fahrt machen konnten. Wir hatten sogar versucht zu kreuzen, sind dadurch aber nur noch langsamer voran gekommen. Kurzum: die Bedingungen waren äußerst suboptimal.

Nach zwei Tagen ewigem Geschaukel und einer Menge verbrauchtem Diesel kamen wir endlich am Eingang des Río Dulce an. Die Fahrt den Fluss hinauf war malerisch! An den Seiten erstreckten sich Klippen und man konnte die Geier über dem Wasser kreisen sehen. Von Livingston, der nur per Boot oder Flugzeug erreichbaren Stadt an der Küste, bis zwanzig Seemeilen weiter zum kleinen Örtchen Fronteras, schippern wir gemütlich durch die Schluchten.

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Endlich muss ich nicht mehr im Salzwasser baden, sondern kann eine kühle Erfrischung im Fluss genießen:

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